Die Diskussion um die Entwicklung der Strompreise in Deutschland wird
intensiver und zugleich kontroverser.
Durch die verwirrende Vielzahl von Begründungen und Widersprüchen schaut
der Verbraucher längst nicht mehr durch.
Das eigenartige: Was den Bürger wirklich interessiert, ist das Ergebnis,
die Frage darauf, welchen Preis er in Zukunft erwarten muss, und ob es überzeugende Antworten und Lösungen gibt oder
weiterhin nur Schuldzuweisungen.
Bei allem FÜR und WIDER von Parteien und Interessengruppen, sucht der
Bürger vergeblich nach solchen Antworten.
Das Querdenker-Netzwerk Menschen Machen Wirklichkeit e.V., ein
Zusammenschluss von zukunftsorientierten Wissenschaftlern, Managern und
Menschen in gesellschaftlichen Multiplikationsfunktionen (aus Politik,
Verbänden, Wirtschaft, Sozialem und Kultur) hatte deshalb zur Konferenz „Strom ohne
Grenzen“ nach Berlin eingeladen. Die Konferenz führte Fachleute zusammen, die aufgefordert
waren, auf die Strompreis-Sorgen der Bürger Antworten zu geben; Preisstopp oder
gar Preissenkung inklusive.
Obwohl wir uns im Netzwerk einig waren, eine
zukunftsorientierte Konferenz zum Thema Strom- oder Energiepreisentwicklung
durchzuführen, waren wir zunächst skeptisch, ob es gelingen könnte genügend
Referenten zu bekommen, die ihre Ideen bereit sind derzeit öffentlich zu äußern,
eingedenk der recht festgefahrenen politischen Kontroverse. Mit diesen Worten
eröffnete Gerd K. Schaumann vom Querdenker-Netzwerk die Konferenz und fügte
hinzu: Die Wirklichkeit wurde jedoch erfreulich anders, wie die Konferenz
zeigt.
Den Referenten aus In- und Ausland war vorgegeben,
vor allem solche Lösungen zu präsentieren, die zu einer zeitnahen Umsetzung
führen. Es waren also vor allem Lösungsansätze
zu finden, die möglichst vielen der Interessengruppen eine Zustimmung ermöglichen.
Kurzum, die Lösungen sollten zu einer „WIN-WIN-Situation“ führen, denn nur so
kann die Zeit vor der Bundestagswahl effektiv genutzt werden.
Die Grundeinschätzung aus sozialwissenschaftlicher
Sicht bestätigte, wie schwierig es ist, neue Koalitionen oder Kompromisse zu
finden: Schaut man sich die Argumente der verschiedenen gewichtigen
Interessengruppen an, so ist festzustellen, dass sie alle seit Jahren ihre
ursprünglichen Positionen lediglich mit immer „eloquenteren“ Argumenten
stabilisiert haben, jedoch ihre Positionen nicht wirklich veränderten. Einer
der Gründe: Das ihnen folgende „Publikum“ soll nicht verunsichert werden, also
sowohl bei den Parteien, wie auch bei Industrieverbänden eine gewohnte
Situation. Bei aller Kritik: Sie führen nur das aus, wofür sie da sind. Ihre
Aufgabe heißt letztlich Interessenvertretung.
Wenn innerhalb bestehender Denkstrukturen keine
Lösungen zu vermuten sind, bietet es sich an, die Strukturen zu erweitern. Das
heißt – vereinfacht ausgedrückt – es haben vor allem solche Lösungsansätze
Akzeptanzchancen, die einerseits neu sind und andererseits das zu „schützende“
Interessenklientel möglichst aller Gruppen nur unwesentlich, besser überhaupt nicht
tangiert.
Damit scheiden z.B. Lösungen aus, die zu einer
Verunsicherung derer führen, die auf staatliche Zusagen vertraut haben. Eine
EEG-Kürzung zu erwägen, die in bestehendes Förderzusagen eingreift, hätte
wahrscheinlich sogar unkalkulierbare Folgen für das Vertrauen zum Staat
insgesamt, zumal die „Zypern-Krise“ auch in Deutschland nicht ohne Nachhall in
der Bevölkerung ist.
Es scheinen aber auch Lösungen auszuscheiden, die –
ob zutreffend oder nicht – in der Bevölkerung mit Arbeitsplatzgefährdung
wahrgenommen werden.
Dies vorausgesetzt, hatte das Netzwerk vor allem
Referenten aus dem Ausland eingeladen, die über völlig neue Wege der
Energieerzeugung berichten sollten. Vor allem waren natürlich auch
Einschätzungen zur Marktreife gefordert.
Das Grundproblem der bestehenden Energiediskussion
ist vor allem auch mit Art und Umfang der gewählten Fördergrundlage verbunden,
die in dieser Form atypisch für marktwirtschaftliches Denken ist: Eine
dauerhafte Subvention der Technik auf einem hohen Niveau, wobei die Rendite
mittels staatlicher Förderungen quasi garantiert. So etwas wie ein
unternehmerisches Risiko vermag man kaum zu erkennen.
Irgendwie scheint diese „Dauer-Subvention“ zugleich
auch Teil des Problems insgesamt zu sein, so dass auch diesbezüglich an neue
Lösungswege Anforderungen zu stellen wären, wie die Technik auf ihre
wirtschaftliche (Eigen-) Tragfähigkeit auszulegen, sie sozusagen von staatlichen
Dauersubventionen weitgehend freizuhalten.
Vor allem die aus den USA und dem ostasiatischen
Raum vorgestellten Entwicklungen haben bei vielen Konferenzteilnehmern mehr als
Staunen ausgelöst.
Nimmt man ein recht einfaches Anforderungsprofil für
innovative Energieerzeugung, dann ist käme man – vereinfacht - zu folgendem
Ergebnis.
Moderne Energieerzeugungssysteme müssten:
· Konstant etwa 8500 Leistungsstunden gewährleisten,
um nur geringe oder keine Einspeisungsschwankungen zu erzeugen
·
Sie hätten möglichst CO2-frei zu sein
· Sie sollten gute Erträge auch bei geringen oder
(besser) keinen staatlichen Subventionen erbringen können (was nicht
ausschließt, dass sie im Rahmen von Forschung und Entwicklung durchaus
angemessen gefördert werden).
Während offensichtlich in China die Magnettechnik
eine wichtige Rolle spielt, berichteten Referenten aus den USA über
erfolgversprechende Weg in Verbindung mit Wasserstoff und Wassergas.
Neben anderen vorgestellten technischen
Innovationen scheinen diese Wege recht nahe an einer Markteinführung zu stehen.
Würde sich ein technischer Durchbruch realisieren lassen, wären das z.B. Energie-Erzeugungstechniken,
die nicht nur dem vorstehenden Anforderungsprofil entsprächen, sondern auch
zugleich als ergänzende Option – nicht Alternative - zu den bestehenden Systemen
der erneuerbaren Energien vorteilhaft wirken könnten.
Solche hocheffiziente Systeme könnten – optional
neben bestehenden (und subventionierten) Technologien – nicht nur zeitnah zu
einer Kostendämpfung führen, sondern würden auch wohl von den Interessengruppen
zu akzeptieren sein.
Recht ernüchternd war jedoch die Bilanz, mit der an
deutschen Universitäten in diese Richtungen derzeit geforscht wird. Dafür
ausgegebene staatliche Fördermittel: Gleich Null!
Für die Konferenzteilnehmer jedenfalls war eine
solche Bestandsaufnahme nicht nachvollziehbar, zumal ein Teilnehmer aus den USA
sehr plausibel vorrechnete, dass Strom, produziert mit solcher Technik, zu
einem Preis pro KW/Std. von 15 Cent gut machbar wäre...
Der Beschluss der Konferenz, alle politischen
Parteien aufzufordern, die „Forschungs-Blockade“ an Universitäten im Hinblick
auf „hocheffizente und grenzüberschreitende“ Forschung umgehend aufzugeben, ist
mehr als nachvollziehbar, eingedenk solcher Informationen aus dem Ausland und
der recht verfahrenen Diskussion im Inland.